About Schmidt Show, Episode 1, Essen im Zug

Ursprünglich hatte Herr Andrack ja gesagt, niemals mehr über die Harald-Schmidt-Show reden zu wollen. Vielleicht sollte das nur die Erwartungen der immer noch zahlreichen Fans dämpfen, vielleicht hat er es auch ernst gemeint und sich umentschieden. Wie auch immer, das Ergebnis ist jetzt die About Schmidt Show, die sich tiefgehend mit der Harald-Schmidt-Show beschäftigt. Zum Einstieg verspricht er, die großen Geheimnisse der Show zu offenbaren – mal schauen, was da noch auf uns wartet.

Bier: Maibock Hell von Altenmünster (Marktoberdorf/Bayern). Zum einen, weil bald Mai ist, zum anderen, weil sie Bock auf die Sendung haben. Allerdings irrt Herr Andrack damit, dass man auf bairisch „Mei, hab i Bock“ sagen würde – diese Wendung kennen wir eigentlich nicht. Davon abgesehen redet der gemeine Marktoberdorfer nicht Bairisch, sondern ein sehr hartes Allgäuerisch.

Meine Einschätzung:
  • Ein sehr gelungener Einstieg in diese Reihe, weil sie gleich einen tragenden Aspekt der Harald-Schmidt-Show, vor allem in den „goldenen Zeiten“ aufgreift: Man nimmt eine eigentlich ganz banale Situation wie eine Zugfahrt und kondensiert die so zusammen, dass es lustig wird. Das passiert durch eine Aneinanderreihung von Alltagsbeobachtungen, persönlichen Erfahrungen und gezielten Pointen.
  • Auch in About Schmidt Show merkt man, wie gut das Sidekick-Konzept funktioniert. Mike Neu unterstützt die Erzählungen von Herrn Andrack. Ein bloßer Monolog in die Kamera wäre weniger unterhaltsam. Dass dies dann teilweise zu einem gewissen Abschweifen führt, was manche Zuschauer bemängeln, ist nicht so tragisch.
Themen:
  • Die Szene war natürlich, schon allein wegen der notwendigen Requisiten, weitgehend vorbereitet und durchgeplant. Allerdings gab es wohl ein Wechselspiel zwischen „Drehbuch“ und Improvisation bzw. spontanen Teilen. Außerdem wussten die beiden nicht, was der jeweils andere an Schmankerln vorbereitet hatte.
  • Harald Schmidt hat wohl nicht an das Konzept geglaubt, war insbesondere unsicher, ob es 20 Minuten trägt. Das wundert mich etwas, da damals (Februar 2003) die Schmidt-Andrack-Chemie eigentlich bereits so sehr verfeinert war, dass man davon ausgehen konnte, dass das großartig wird.
  • Die Podcaster sehen das als für die Harald-Schmidt-Show ungewohnten „Sketch“. Ich würde es anders einordnen, denn die beiden schauspielern ja nicht wirklich, sondern geben vielmehr Beobachtungen wieder. Es sind also eher aneinandergereihte Zitate als dass sie in Rollen schlüpfen.
  • Untertitel der Episode ist „Wohin ging die Reise eigentlich?“. Hintergrund ist, dass sowohl der Zugtyp als auch die Strecke immer wieder anders angegeben werden. Was aber unerheblich ist, da wir uns eben nicht in einem Kammerspiel befinden, sondern einfach Szenen rund um das Essen in Zügen wiedergegeben werden.
  • Die Requisiten stammten naheliegenderweise von Requisiteur Sven Olaf Schmidt, in Show-Kreisen bekannt als der „Scharfe Sven“. Den Joghurt hat Manuel Andrack aber aus gekauften Joghurts zusammengelöffelt und den gepressten Hühnerdreck hat er selber gekauft.
  • Der Scharfe Sven ist deswegen scharf, weil er des öfteren nackt aufgetreten ist, und zwar ganz nackt. Andrack: „Man hat sein Gemächt gesehen.“ Das hat sich dann auch als Stilmittel der Show etabliert. Wannimmer man ein Aktmodell o.ä. gebraucht hat, war es Sven. Er durfte auch mal, ohne richtigen dramaturgischen Sinn, nackt auf einem Motorrad über die Bühne fahren. Und er hatte eine kurzlebige Webshow (und das kurz nach der Jahrtausendwende!), in der er nackt moderierte. Es wäre interessant, was der Scharfe Sven heute macht und ob er dabei angezogen ist.
  • Herr Andrack legt besonderen Wert darauf, dass der 1. FC Köln mit 0:8 nur gegen den FC Bayern verloren hat, nicht etwa gegen Bayer Leverkusen.
  • Mike Neu ist mehr Manuel-Andrack- als Harald-Schmidt-Fan. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn die goldenen Zeiten der Show sind nun einmal ganz eng mit Manuel Andrack verbunden.
  • Die Olaf-Tomatensuppe-Geschichte hatte Harald Schmidt vorher noch nie erzählt. Ob sie tatsächlich stimmt oder eher als Gag erfunden wurde, erfährt man nicht. Nach meinem Kenntnisstand wurde das auch nie wieder, weder in der Show noch in Interviews, thematisiert.
  • Manuel Andrack hat seiner jüngsten Tochter die Szene gezeigt. Als jugendfreier Einstieg in die Harald-Schmidt-Show sicher geeignet.
  • Harald Schmidt, Manuel Andrack und Oliver Pocher haben als Kinder alle Urlaub an der Ostsee rund um Travemünde gemacht. Allerdings nicht zusammen.
  • Manuel Andrack meint, dass man die Angst vor taschenraubenden Jugendlichen aus Afrika auch heute noch darstellen dürfte, weil es ja eine Aussage in der Rolle ist, die man sich nicht zu eigen macht. Ich bin skeptisch, denn nach dieser (freilich nachvollziehbaren und meines Erachtens auch richtigen) Logik dürfte es die mannigfaltigen Warnhinweise vor Filmen allesamt nicht geben.
  • „Neu: Man darf nicht mehr Mutter sagen, nicht mehr Indianer sagen…“ – Andrack: „Pscht! Das hätte Harald nie gesagt. Mutter…“
    Ein wirklich schöner Dialog, der auch aus der Harald-Schmidt-Show stammen könnte.
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