Vor Kurzem habe ich hier den neuen Podcast „About Schmidt Show“ vorgestellt, in dem Manuel Andrack über Hintergründe der Harald-Schmidt-Show berichtet. Zumal Herr Andrack hier auch noch meint, es gäbe zwar Schmidt-, aber keine Andrack-Fans, ist das Anlass, einmal seine Rolle für die Show zu beleuchten.
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich bei den Sendungsbesprechungen auf der Seite noch viel zu selten auf Herrn Andrack eingehe. Das wird sich bald ändern, versprochen.
Wer die FAQ dieser Seite gelesen hat, für den ist meine Meinung aber schon „gespoilert“. Denn die goldenen Zeiten der Harald-Schmidt-Show beginnen für mich mit der Rolle von Manuel Andrack als Sidekick. Um es klar zu sagen: Die Show wurde auf eine ganz andere qualitative Ebene gehoben, als Herr Andrack zum ersten Mal an seinem kleinen Tischchen auf der Bühne Platz genommen hat.
Ja, Harald Schmidt ist auch ohne Manuel Andrack lustig, keine Frage. Aber wenn man die Sendungen aus der Vor-Andrack-Zeit anschaut, dann wird man oft sagen müssen: „Da fehlt etwas. Das wäre jetzt noch lustiger gewesen, wenn Herr Andrack dabei gewesen wäre.“ (Ein Satz, der wohl noch niemals in der Geschichte der Menschheit über Oliver Pocher gesagt wurde.)
Die bloße Präsenz von Manuel Andrack hat das statische Showkonzept „Mensch redet in Kamera“ extrem aufgelockert. Die Möglichkeit, ein Gespräch zu führen, freilich nicht im Sinne einer langweiligen Talkshow, eröffnete ganz neue Gestaltungsräume für die Sendung. Und trotzdem bleibt es viel harmonischer als Einspielfilmchen, die einen Bruch in einer Studiosendung darstellen.
Es gab auch andere Mitarbeiter, mit denen Herr Schmidt auf der Bühne gesprochen hat, insbesondere Helmut Zerlett. Der war unerreicht als Bandleader, aber als Sidekick eher ungeeignet. Man kann nicht genau festmachen, woran es lag, aber diese typischen Schmidt-Andrack-Gespräche konnten sich mit ihm nur ganz selten einmal entwickeln.
Die Wirkung hing ganz eng mit der Person und Rolle von Manuel Andrack zusammen. Er war in der Show kein zweiter Harald Schmidt. Er saß da als normaler Mensch, nicht als Star. Er konnte aus dem Redaktionsalltag und von den Vorbereitungen zur Sendung berichten. Er stellte eine gewisse Verbindung zum normalen Leben her. Er musste nicht jeden Atemzug mit einem Gag abschließen.
Manuel Andrack war aber auch nicht, wie er das heute manchmal bescheiden herunterspielt, der devote Passgeber für den Meister. Vielleicht war seine Rolle mal so angelegt, aber er hat definitiv mehr draus gemacht. Häufig hat er Herrn Schmidt auch dabei geholfen, sich nicht zu sehr in intellektuelle Verrenkungen zu vertiefen, und hat ihn auf eine Ebene zurückgeholt, in der ihn das Publikum auch wieder verstanden hat.
Um im Fußballjargon zu bleiben: Er war Mittelfeldregisseur, Flankengeber und notfalls auch Bande.
Dabei allein blieb es aber nicht. Unvergessen sind auch andrackzentrische Aktionen wie sein Besuch im Stadion von Victoria Köln oder die Straßenbahnfahrt. Auch die sind keine durchgescripteten und humoroptimierten Comedyformate, sondern geniale Ausschnitte aus dem echten Leben. Hätte man Harald Schmidt selbst an diese Orte geschickt und ihn das gleiche machen lassen – es hätte nicht gepasst. Und Herr Schmidt wäre wohl auch nicht als Jackass-Stunt über seinen Schreibtisch geglitten.
Umgekehrt wäre aber vielleicht auch eine Manuel-Andrack-Show, die als Gag in einer der letzten Sendung vor der Kreativpause Ende 2003 „geprobt“ wurde, kein großer Erfolg geworden. Jedenfalls hat Herr Andrack zwei Dinge erreicht, um die ich ihn wohl immer beneiden werde: Jahrelang mit Harald Schmidt zusammenzuarbeiten und Wandern zum Beruf zu machen.
Ein Gedanke zu „Manuel Andracks Rolle“