Schmidt über Feuerstein

„Feuerstein war ein Genie – das hat er mir selbst gesagt“, so kommentierte Herr Schmidt den Tod von Herbert Feuerstein. Das Sterben ist natürlich kein Grund, auf Zynismus zu verzichten

Dass Herr Schmidt keine 08/15-Litanei á la „Herbert war ein langjähriger Weggefährte und ein enger Freund, die Nachricht seines Todes hat mich sehr erschüttert. Meine Gedanken sind bei seiner Familie“ abliefern würde, sollte klar sein. Aber wenn man diese Worte richtig einordnet, dann drücken sie eine tief empfundene, ehrliche Achtung aus.

„Zum Abschied danke und leise servus auf der Nasenflöte – tschüs, Feuerstein.“

Liberalismus und Harald Schmidt

Auf dem immer wieder empfehlenswerten Portal „Ruhrbarone“ erklärt Mario Thurnes, dass es Spaß macht, ein Liberaler zu sein.

Dabei macht er, was man grundsätzlich jedem Autor nur empfehlen kann, einen Schlenker über Harald Schmidt. Wörtlich heißt es:

Harald-Schmidt-Show nicht mehr denkbar

Es lohnt sich, sich auf Youtube alte Folgen der Harald-Schmidt-Show anzusehen. Sie wären im Jahr 2020 nicht mehr denkbar. Sat1 müsste ein Dutzend Shitstorm-Beauftragte einstellen, um all die Empörungswellen zu brechen, die zu erwarten wären.

Diese Beobachtung ist absolut richtig und wurde hier auch schon des öfteren in ähnlicher Weise formuliert.

Und es kommt wohl nicht von ungefähr, dass die „Goldenen Zeiten“ der Harald-Schmidt-Show in den Jahren 2000 bis 2003 lagen, als es in der Bundesrepublik quer durch alle Parteien ausgeprägte liberale Strömungen gab.

Die neue deutsche Humorlosigkeit

Kein Artikel von Herrn Schmidt, aber (auch) über Herrn Schmidt:

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article213465198/Harald-Schmidt-Die-neue-deutsche-Humorlosigkeit.html

Die Zuschreibung, Herr Schmidt sei eine „Ikone der Spaßgesellschaft“ gewesen, halte ich für gar nicht falsch. Und ich glaube, auch Herr Schmidt würde die Grundaussage des Textes unterschreiben.

Absturz auf’s Traumschiff

Die Aachener Zeitung schockiert aktuell mit einem Artikel über Herrn Schmidt, der mit folgenden Worten beginnt:

Einst galt er als scharfzüngigster Satiriker im deutschen Fernsehen, heute spielt er den Pausenclown in den „Traumschiff“-Filmen: Das klingt nach einem echten Absturz.

Ganz so ernst meint der Autor das aber offensichtlich selber nicht, denn er schiebt gleich hinterher:

Harald Schmidt würde das weit von sich weisen, und vermutlich zu Recht.

Auch ich kann das nur zurückweisen. Denn wenn man Herrn Schmidt bei seinen zahlreichen Interviews zuhört, dann weiß man, dass er seine Traumschiff-Rolle mit der notwendigen ironischen Distanz versteht. Er hat bereits des öfteren verlauten lassen, dass er ein Kreuzfahrtschiff als Drehort einfach schöner findet als ein Fernsehstudio. Und dass es auch ganz angenehm ist, wenn man von der Kabine zur Kamera nur ein paar Schritte zurücklegen muss.

Schließlich genießt Herr Schmidt wohl auch sein Privat- und Familienleben sehr und leistet sich den Luxus, nur noch die Veranstaltungen und Rollen anzunehmen, auf die er auch wirklich Lust hat. Und wenn es eine Rolle mit sich bringt, dass man eine Kreuzfahrt unternimmt, dann macht es auch nichts, wenn das Schiff mehr Tiefgang hat als das Drehbuch.