Dass Harald Schmidt aus Nürtingen kommt, weiß man in aller Regel. Wie es in Nürtingen aussieht, weiß man dagegen weniger. Darum wollte die ARD im Rahmen der Reihe „Expedition in die Heimat“ den früheren Wohnort von Herrn Schmidt vorstellen.
Was daraus geworden ist, kann man durchaus als „nett“ umschreiben. Harald Schmidt geht mit einem Kamerateam durch den Ort (und durch andere Orte) und lässt sich ein paar markante Plätze zeigen. Dazu gehören bspw. die alte Wohnung seiner Eltern, das Gymnasium und die Stuttgarter Schauspielschule. Viel Neues erfährt man nicht, aber so ist das eben, wenn man ein eingefleischter Fan ist, der die Biographie des Meisters auswendig kennt.
Dass die Sendung insgesamt nicht wirklich in Fahrt kommt, ist sicher nicht Harald Schmidts Schuld.Ich kann auch nicht richtig sagen, woran es denn liegt. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass die Sendung kein wirkliches Konzept hat.
Herr Schmidt sitzt an der Orgel, der sichtlich von der Gesamtsituation begeisterte Pfarrer schaut zu und singt mit. Die Drohne fliegt über dem spazierengehenden Harald Schmidt, während man irgendwelche angeblich passenden Lieder als Untermalung einspielt. Die Kamera begleitet ihn auf touristischen Zielen wie der Burg Hohenneuffen. Er wird von Leuten auf der Straße angesprochen – teils in so gruseliger Weise, dass das auch ich hätte sein können.
Es ist alles sehr punktuell und man kann sich auch danach nicht vorstellen, wie Harald Schmidts Leben in Nürtingen wohl war. Andererseits kann man es sich aber doch vorstellen, wenn man die legendäre Folge der Harald-Schmidt-Show gesehen hat, in der er den Bahnhof seiner Heimatstadt vorgestellt hat, aber gleichzeitig tiefe Einblicke in den damaligen Alltag gegeben hat. Auch die Kamerafahrt von Pierre M. Krause durch Nürtingen war insoweit viel anschaulicher als das, was der SWR hier gedreht hat.
Herrn Schmidts Genialität blitzt immerhin auf, wenn er kleine Details in seinem früheren Studentenwohnheim verarbeitet, die verlogenen Trotzreaktionen soeben gescheiterter Theateraspiranten rezitiert oder einen Monolog dazu führt, dass Hipsein gar nicht erstrebenswert ist.
Aber jedenfalls sein Schlusssatz passt perfekt, um die Sendung zusammenzufassen: „Ja, gut, dann hamma’s, oder?“
Ich gehe davon aus dass schon 2018 gedreht worden ist und 2022 der Schnitt gemacht worden ist. (Corona bedingt?)
Detail: Am Kleinen Schlossplatz sieht man das Logo der Buchhandlung Wittwer,Wiiwer hat bereits 2018 mit Thalia fusioniert.