Leider bin ich erst jetzt dazu gekommen, meine Eindrücke von der Veranstaltung mit Harald Schmidt in Vöhringen niederzuschreiben. Ich hatte noch gehofft, dass die Aufzeichnung bald online verfügbar wäre, sodass ich nicht so sehr aus einer Erinnerung schreiben muss.
Inhaltlich kann ich sagen, dass es wieder einmal großartig war. Timo Frasch ist ein sehr guter Gesprächspartner, wie ich schon in Augsburg feststellen durfte. Auch dieses Mal hat er sich wacker geschlagen, dementsprechend kurzweilig war der Abend.
Ich habe noch die Hoffnung, dass die Aufzeichnung des Gesprächs irgendwann einmal online geht, darum beschränke ich mich vorerst auf ein paar Eindrücke.
Die Veranstaltung geschah ja zugunsten des Rotary-Clubs, der vom Erlös wiederum Hilfsprojekte für die Ukraine unterstützte. Unabhängig davon wäre das Thema aber sonst auch kaum zu vermeiden gewesen. Nach seiner Haltung gefragt, erklärte Herr Schmidt sinngemäß: „Ich bin froh, dass ich nicht zu entscheiden habe, welche Waffen da geliefert werden.“
Das ist einfach eine Antwort, vor der man Hochachtung haben muss. Es wäre wahnsinnig einfach gewesen, eine politisch korrekte 08/15-Antwort zu geben, wie wir sie laufend von irgendwelchen Fernsehnasen hören. Man kann sich aber auch mal zurückzunehmen und nicht zu jedem Thema eine Meinung (oder noch schlimmer: eine Haltung) äußern. Das unterscheidet Harald Schmidt aber auch von irgendwelchen Fernsehnasen.
Sehr aus der Seele gesprochen hat er mir mit einer Bemerkung dazu, dass er gern in sein Geburtsland Bayern zurückgekehrt ist. „Bayern ist ja, wie wir Altphilologen sagen, das Powerhouse der Republik. Und die Bayern wissen: Wir können auch ohne Deutschland, aber für Deutschland wird’s ohne uns schwer.“
Einer der größten Lacher des Abends kam offenbar unbeabsichtigt zustande. Herr Frasch äußerte sich dahingehend, dass in einer konservativeren Zeitung wie der FAZ die Me-too-Debatte noch nicht ganz so verbissen geführt werde und man weiblichen Kollegen auch noch Komplimente machen dürfe. So konnte man seine Ausführungen verstehen und so hat er sie natürlich auch gemeint.
Gesagt hat er aber etwas anderes. Und darum war Herrn Schmidts Kommentar dazu göttlich: „Dann warten wir mal, wann Sie diese Bemerkung einholt.“ Das Traurige an diesem Witz ist natürlich, dass er mitten aus dem Leben gegriffen und nur allzu wahr ist.
Eine nette Anekdote hat Timo Frasch erzählt: Er hat innerhalb seiner Familie mitgeteilt, dass Herr Schmidt für diesen Abend nichts verlangt. Antwort: „Dann macht er es wahrscheinlich wegen der Publicity.“ Eine herrliche Vorstellung. Harald Schmidt will endlich mal ganz groß rauskommen und tritt deswegen in Vöhringen auf.
Und lustigerweise erging es mir ganz ähnlich. Ich habe meinen Eltern erzählt, dass es ca. 1000 Zuschauer waren und die Tickets 25 Euro gekostet haben. Reaktion: „Oh, da ist der Schmidt aber nicht mehr gut im Geschäft.“
Es ist durchaus beneidenswert, wenn man so weit gekommen ist, dass man aus den sicher zahllosen Angeboten einfach die auswählen kann, die einem Spaß machen. Dass es Herrn Schmidt Spaß gemacht hat, hat man an vielen Stellen gemerkt. Auch daran, dass er danach noch ganz launig im Biergarten mit dem Rotary-Club im gesessen hat – keine Indiskretion, das hat er selber auf der Bühne angekündigt.
Die Klasse dieser Gespräche dürfte auch zu einem erheblichen Teil auf den Spaß zurückzuführen sein, den Herr Schmidt dabei hat. Es ist kein typisches Interview mit typischem Abfragen von Tatsachen und Meinungen, sondern launiger Gedankenaustausch. Es ist zu hoffen, dass davon auch in der Zukunft noch einige stattfinden werden.